25.11.2020 / Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen – DEINE MACHT MIR NICHTS

Bin ich Jungfrau?
Bin ich Mutter?
Bin ich Geist?

Die verlassene Poolanlagenruine eines Holidayresorts. In der Atmosphäre liegt noch eine melancholische Erinnerung an die kitschige Szenerie mit perfekten Sonnenuntergängen, die sich in den Bildschirm eingebrannt haben und als Endlosschleife weiterlaufen.

Was liegt da in der Luft? Was kriecht da in der Wanne? Was wälzt sich da im Stroh?

DEINE MACHT MIR NICHTS erzählt als theatrales Triptychon von Gott, welche als Mutter, als Meerjungfrau und als Seherin auftritt. Die mythischen Gestalten werden zu Körpern und bekommen eine Seele. Sie verhandeln Mutterschaft, Jungfräulichkeit als soziales Konstrukt und Gewalt an Frauen*körpern.

Ausgangspunkt für das Projekt war die Beschäftigung mit matriarchalen Gesellschaftsordnungen und dem neopaganistischen Konzept einer dreifaltigen Göttinnen-Gestalt. Der Text entwirft anhand von drei Mythenkosmen eine Art theatrales Triptychon, welches Frauengestalten aus Sagen untersucht und deren Erzählungen dekonstruiert. Dabei untersucht der Text, inwiefern sich die Frauen aus diesen Mythen auch als weibliche Gottesgestalten lesen und deuten lassen. Welche emanzipatorische Kraft liegt in ihren Geschichten?

Anstatt der vom Christentum vorgegebenen Trinität von Vater, Sohn und heiligem Geist, trifft das Publikum in DEINE MACHT MIR NICHTS in drei Akten auf Mutter, Jungfrau und Seherin. Immer wieder rutscht der Text dabei in Momente unserer Gegenwart und verdeutlicht dadurch, wie brisant diese mythischen Frauendarstellungen an die Realitäten von Frauen heute anknüpfen.

Fotos: Selina Laut

Der erste Akt widmet sich der Gottesmutter Maria. In der biblischen Überlieferung als Gottesgebärerin postuliert und damit auf ihre Gebärfähigkeit reduziert, verschafft sie sich hier Gehör und erhebt Anspruch auf ein Göttinnendasein, welches unabhängig von der Existenz ihres Sohnes beziehungsweise irgendeines Mannes besteht.

Der zweite Akt untersucht den Meerjungfrauenmythos. Dieser Mythos findet sich in unterschiedlichsten Variationen in vielen Kulturkreisen. Die Angst vor der weiblichen Sexualität findet in der Meerjungfrau ihre Personifikation.

Im Zentrum des dritten Aktes, steht die Prophetin Kassandra. Als Seherin, mit einem allmächtigen Wissen ausgestattet, bleibt sie ungehört und von der Gesellschaft verstoßen. Sie weigert sich ihren Körper im Tausch gegen die Seherinnen-Gabe einem Mann, Apollon, zur Verfügung zu stellen und wird damit als Unglücksbringerin verflucht.

In unserer Inszenierung trifft Mythos auf Popfeminismus. Barbies Dreamhaus auf die harte Realität.

Wir geben uns nicht zu frieden mit der Mutterrolle.

Wir geben uns nicht zu frieden mit der Nebenrolle.

Wir geben uns nicht zu frieden mit der Assistentinnen-Rolle.

Und wir waschen auch nicht eure vollgewixxte Wäsche.

MIT Nina Bruns, Alina Fluck, Sarah Schmidt
TEXT Lena Reißner
KOSTÜM Selina Laut
BÜHNE Stella Lennert
MASKE Sarah Seini
SOUND Ilkyaz Yagmur Ozkoroglu, Helena Niederstrasser
KAMERA Jürgen Hoffmann, Raica Uta Angelina, Timo Bénit
SCHNITT Stella Lennert

Inhaltswarnung: Die Inszenierung schildert sexualisierte Gewalthandlungen, die belastend und retraumatisierend sein können.

Gefördert von Interflugs, der Frauenbeauftragten der HfS Ernst Busch, dem Verein der Freunde, Förderer und Absolventen der HfS Ernst Busch, der Frauenbeauftragten der UdK Berlin und den Freunden des Studiengangs Schauspiel der UdK Berlin.

vor 4 Jahren