Mein Name ist Anit Nurzaie und ich freue mich sehr, heute vor Ihnen sprechen zu dürfen. Ich wurde in
Afghanistan geboren und habe den Großteil meines Lebens im Ausland verbracht. Seit 2016 lebe ich
mit meiner Familie in Deutschland. Ich studiere bildende Kunst an der Udk in Berlin.
Heute möchte ich gerne auf das Thema “Bis die Würde zur Gewohnheit wird” eingehen, das sich mit
der Situation von Frauen und Mädchen in Afghanistan und anderen Teilen der Welt befasst.
Angesichts der aktuellen Entwicklungen in Bezug auf Migration und Identität finde ich es sehr wichtig,
dass wir uns mit der Idee von Würde auseinandersetzen, um die Selbstachtung und den Respekt für
jedes Individuum zu fördern.
In meinem Fokus steht die Verknüpfung von Migration und Identität und insbesondere die Tatsache,
dass Menschen, die in eine neue Umgebung migrieren, oft mit der Herausforderung konfrontiert sind,
ihre Identität und kulturellen Wurzeln zu verändern oder aufzugeben.
Menschen, die in ein neues Land kommen, haben es schwer. Sie müssen sich an eine neue Kultur, eine
neue Sprache und ein neues Leben anpassen. Das kann sie unsicher und isoliert fühlen lassen und es
kann schwierig sein, ihre Identität und Würde zu bewahren. Deshalb brauchen sie Hilfe und
Unterstützung, damit sie trotz allem eine starke Persönlichkeit behalten können.
Als geflüchtete Afghanin kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass es oft problematisch ist, als Frau
in Zeiten von Flucht und Migration die eigene Würde zu wahren. Zum Beispiel werden viele afghanische
Frauen, die im Iran leben, aufgrund ihres Flüchtlings- oder Migrantenstatus diskriminiert und haben
Schwierigkeiten, Bildung und Arbeitsmöglichkeiten zu erhalten.
Die Entscheidung zu migrieren kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die
individuelle Entfaltung haben. Einerseits können sich neue Chancen und Perspektiven eröffnen,
andererseits kann Migration bedeuten, dass Menschen gezwungen sind, ihre Heimat und damit ein
Stück ihrer Identität zu verlassen. Dadurch können sie sich in einer neuen Umgebung benachteiligt und
diskriminiert fühlen, was ihre Würde unterdrücken kann.
Wenn man die Erfahrungen von afghanischen Frauen betrachtet, die Opfer von Krieg und Gewalt
geworden sind, ist es wichtig zu beachten, dass die Situation sehr komplex und vielfältig ist. Einerseits
kann die Bezeichnung als Opfer diese Frauen als schwach und machtlos darstellen und somit zu einer
Stigmatisierung führen. Auf der anderen Seite kann der Begriff Opfer auch als Anerkennung ihrer
traumatischen Erfahrungen und des Leidens dienen, das sie durchgemacht haben.
Es ist daher wichtig, als Gesellschaft ihre Stimmen und ihren Einsatz anzuerkennen, ohne sie als
passive Opfer zu betrachten. Es ist besonders wichtig, Frauen selbst zu Wort kommen zu lassen und
ihre Perspektiven und Erfahrungen einzubeziehen.
Gerne! Hier ist eine verbesserte Version Ihres Textes:
Die Einschränkungen von Frauen in Afghanistan werden durch kulturelle Normen, religiöse
Überzeugungen, gesellschaftliche Strukturen und politische Gegebenheiten verursacht. Die Taliban, die
in der Vergangenheit in Afghanistan an der Macht waren und jetzt wieder an Einfluss gewinnen, haben
ebenfalls strenge Regeln für Frauen eingeführt, die ihre Rechte und Freiheiten weiter einschränken.
Zum Beispiel werden Frauen oft gezwungen, sich traditionellen Rollenbildern zu fügen und ihre
Karriere- und Bildungschancen einzuschränken.
All diese Faktoren machen es für afghanische Frauen, die im Ausland Zuflucht suchen, schwierig, ein
erfülltes Leben zu führen und ihre Träume zu verwirklichen.
Für mich bedeutet der Begriff Würde, dass jeder Mensch das Recht auf Selbstbestimmung und
Wesensfreiheit hat, unabhängig von seiner Herkunft, seinem Geschlecht oder seiner Religion.
Es ist unsere aller Verantwortung, Diskriminierung und Vorurteile zu bekämpfen und sicherzustellen,
dass die Würde von Frauen zur Norm wird.
Als letzten Punkt würde ich darauf hinweisen, dass die Situation in Afghanistan insbesondere für
Frauen und Mädchen erschreckend ist, da ihre Rechte und Sicherheit gefährdet sind.
Aus diesem Grund halte ich es für sehr wichtig, politischen Druck auf Regierungen auszuüben, um
sicherzustellen, dass Frauen in Afghanistan geschützt sind und ihre Rechte gewahrt werden. Dies kann
durch Petitionen, Demonstrationen und Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern geschehen.
Es ist auch wichtig, Hilfsorganisationen zu unterstützen, die sich für die Rechte von Frauen in
Afghanistan einsetzen und auf die humanitäre Krise aufmerksam zu machen, die derzeit in Afghanistan
herrscht.
Ich wünsche mir, dass wir als Gemeinschaft uns auf Frauen konzentrieren, die trotz schwieriger
Umstände aktiv für ihre Freiheit und Rechte eintreten. Indem wir ihnen Unterstützung und Ressourcen
zur Verfügung stellen, können wir ihnen helfen, ihre Stärken zu nutzen und ihre Ziele zu erreichen.
Vielen Dank, dass Sie mir die Möglichkeit gegeben haben, meine Überzeugungen als Mensch mit Ihnen
zu teilen.
Anit
(7. Juni 2023 Bühne UNTEN HfS Ernst Busch)